Kaiserliche News

Verlage hergehört! Meine Tochter schreibt ein Buch! Es muss in der Familie liegen, denn ich werde auch noch ein Buch schreiben. Julia geht das allerdings schon viel konkreter an als ich. Sie hat schon den Schauplatz entworfen, eine Liste der Figuren erstellt und studiert jetzt gerade andere Bücher nach guten Formulierungen und Satzanfängen. Naja, und das bisschen Handlung wird ihr auch noch einfallen. Man darf gespannt sein ...

Als ich gestern zufällig mitbekam, dass Julia für heute eine Party plant, dachte ich noch, das sei ein Spiel mit ihren beiden Freundinnen, die heute sowieso zu Besuch kommen wollten.
Aber es kam anders!!! Mit jedem Kind, das vor der Tür Einlass zur Party begehrte, wurde mir etwas mulmiger. Mittlerweile drängen sich acht Kinder (wenn ich mich nicht verzählt habe) in Julias Zimmer, hören lautstark Rockmusik und toben wie eine Elefantenherde in der Disco. Vermutlich werde ich die nächsten Wochen mit aufräumen beschäftigt sein. Aber immerhin konzentriert sich das Chaos auf wenige Quadratmeter.
Mittlerweile habe ich Christian nach einer dringlichen SMS an die Strippe bekommen und konnte ihn dazu bewegen, etwas früher zu kommen. Jetzt sitze ich hier, drücke die Daumen, dass die Decke hält, und habe die wage Hoffnung, dass vielleicht einer der Nachbarn die Polizei ruft.
Naja, man muss alles positiv sehen. Es wird immerhin kein Alkohol ausgeschenkt, und die eingeladenen Jungs beschränken sich auf kleine Brüder.

Das Schöne am Bloggen ist ja, dass man sich vor einem Millionenpublikum ausheulen kann - und heute war wirklich nicht mein Tag. Christian hat wohl schon ein wenig geschluckt, als Julia ihn anrief und begeistert berichtete, dass es heute bei uns in der Küche gebrannt hat. Sah schon beeindruckend aus, als die Flammen aus dem Topf schlugen, aber ich hatte es ziemlich schnell gelöscht. Außerdem habe ich es heute geschafft, einen Gewürzdeckel einzusaugen, der den Staubsaugerschlauch wirklich perfekt abdichtete. Das fand Julia übrigens auch sehr interessant.

Dann hätte ich da noch den Fitnesstipp des Tages: Am Halloween-Abend im ersten Stock versuchen, das Bad zu putzen - da bleibt man in Bewegung!

Beeindruckend: Tim hat gestern kurz auf seine 8-stellige Kontonummer geschaut, und konnte sie direkt auswendig. Da ist er schon weiter als Christian, der immer noch an unserer 6-stelligen Nummer übt. Allerdings fand ich heute heraus, dass Tim bei seiner Gedächtnisleistung einen kleinen Schönheitsfehler gemacht hat: Er hat die Kontonummer von rechts nach links gelernt. Naja, dann muss er sich halt später angewöhnen, die Überweisungsformulare von rechts nach links auszufüllen.

Tim hat heute Abend voller Inbrunst über 30-mal (gefühlte 330-mal) "Hänschen Klein" auf der Trompete gespielt. Mein Mutterherz schwoll voll Stolz, aber meine Mutterohren fühlten sich hinterher doch ein wenig wund an. Hoffen wir einfach, dass er bald noch ein weiteres Lied lernt.

Ach, war das gestern eine gemütliche, nette und entspannende Räumaktion in Tims Zimmer. Nach dem, was ich heute mitgemacht habe, sehne ich mich richtig danach zurück. Julias Zimmer ist anders. Da haben die Staubmilben fast mich ermordet, und statt gelben Kügelchen finde ich überall beschriebene und unbeschriebene Zettel. Nachdem ich mich kreisförmig durchs Zimmer gearbeitet habe, fehlt nun morgen nur noch mein Angstmöbelstück, das mir lauernd hämisch den ganzen Tag bösartige Blicke in den Rücken bohrte: der Schreibtisch! Da werde ich wohl noch mal zwei Stunden Arbeit investieren müssen, bis man ihn wieder als Möbelstück erkennen kann. ... und wer wird es mir danken????

Juchuuh! Der Boden in Tims Zimmer ist wieder zu sehen! Schlappe vier Stunden habe ich dort aufgeräumt, und schon ist wieder Platz auf dem Boden und im Regal. Weihnachten kann also kommen. In jeder nur erdenklichen Ecke habe ich übrigens kleine, gelbe Kügelchen gefunden, die man mit solch pädagogisch wertlosen Plastikpistolen durch die Gegend schießen kann. Vielleicht sollte Tim sich mal ein (für mich) rückenschonenderes Hobby suchen?! Auf jeden Fall ist jetzt jede Ecke erobert, ich habe vermutlich Millionen von Staubmilben ermordet, und das gelegentliche Klacken beim Saugen legt nahe, dass Tim nun wieder etwas weniger Lego besitzt.

Oh jeh, tun mir die Beine weh!! Ich habe heute so viele Bücher gesehen und bin davon so gesättigt, dass ich nicht mal weiß, ob ich morgen Klopapier verwenden werde.

Aber es war toll. Neben vielen Eindrücken und Bücherwünschen haben wir einige Bücher und viele Büchersignaturen mitgebracht. Bis auf einen waren die Autoren alle supernett und sehr geduldig. Knister muss mich für total dämlich halten, weil ich erst nach etlichen Versuchen endlich ein Foto von ihm und Julia fertiggebracht habe.

Ursel Scheffler hat sogar Kappen verteilt und Bücher verschenkt (da hat das Foto zum Glück auf Anhieb geklappt). Gaby Hauptmann war so in Fahrt, als Julia mit einem Jugendbuch anstand, dass für Tim und mich auch noch ein Autogramm heraussprang. Tim wurde von Joachim Masannek zum Wildesten unter 1000 ernannt (hat er gestrahlt!). Und Uli Stein hat mir dringlich geraten, sein Buch vor den Kindern geheim zu halten. Dort stand ich übrigens am längsten an (30 Minuten).
Auf dem Rückweg war Tim schon zum Bücherwurm mutiert. Aber nächstes Jahr möchte ich wenigstens einmal für eine halbe Stunde aus der Kinder- und Jugendhalle rauskommen. Seufz!

Gestern ist die Glasplatte in der Mikrowelle ohne ersichtlichen Grund geplatzt. Heute habe ich Platz im Schrank geschaffen und eine Auflaufform in Bruchstücke verwandelt. Dumm nur, dass zu dem Zeitpunkt noch das Mittagessen drin war. Aber die Kinder hatten sowieso keinen großen Hunger.
Auf jeden Fall werde ich demnächt vor lauter Glück gar nicht mehr weiterwissen - zumindest wenn die Scherben halten, was sie versprechen.

Tim hatte heute eine Freundin und einen Freund zu Besuch. Bei dem schönen Wetter konnte ich sie dazu überreden, draußen ein wenig mit Straßenkreide zu malen. Das haben sie dann auch insbrünstig getan. Nach Tieren, Schiffen, Burgen, Autos und sonstigen Kunstwerken gingen ihnen wohl die Ideen aus, so dass sie anfingen zu schreiben. Die Wörter gehörten nicht unbedingt zu dem, was man stolz der Nachbarschaft präsentiert. Auf jeden Fall müssen wir wohl die Orthographie der gängigsten Schimpfwörter noch etwas üben.

Es war nicht unser erster Besuch im Opelzoo, aber es ist immer wieder interessant. Während das Gehege der Ziegen mit Karotten übersät war, haben uns die Nasenbären die Karotten förmlich aus der Hand gerissen. Man musste nur etwas aufpassen, dass sie die Finger nicht gleich mitfraßen. Außerdem haben wir gelernt, dass Nilpferde einen entsetzlichen Mundgeruch haben. Faszinierend war auch, welche Menge an Möhren in einen Elefanten passen. Zum Schluss amüsierten wir uns noch köstlich über ein kleines Mädchen im Kinderwagen, dass eine Packung Trockenfutter für die Tiere in der Hand hielt und genüsslich auf den steinharten Teilen herumkaute.

Diese Woche ist bei Tim in der Schule das 'M' dran. Er hat schon fleißig Wörter mit M aufgeschrieben. Dabei kamen "GUMIHAMR", "MAKNET", "MAUS", "MANTEL", "GUMIPÄCHN" bei heraus. Sehr schön fand ich auch "HAMSTAFUTA" und "MOZARÄLA". Aber die Krönung war einfach "MÄNRTOLÄTE". Wie kommt man auf so was?

Wir hätten es wissen können! Alle Zeichen deuteten darauf hin. Wir wurden täglich gewarnt. Aber wir haben es offensichtlich verdrängt: Julia war schon immer ein Rebell und ihr eigener Wille ist eines ihrer ausgeprägtesten Wesensmerkmale.
Beim Abtippen des Tagebuchs wurde mir in den letzten Tagen bewusst, das Julia viel früher "nein" als "ja" sagen konnte. Und bereits Wochen bevor sie ungeschickt mit dem Kopf nicken konnte, konnte sie entschieden und gekonnt den Kopf schütteln. Auch das Wort "doch!" war extrem früh in ihrem Wortschatz fest verankert. Wir hätten es wirklich wissen können ...

Da Julia heute auswärts übernachtet, bestand Tim darauf, sich mit mir einen schönen Abend zu machen. Das haben wir kürzlich schon mal gemacht (essen, spielen, vorlesen, schlafen). Nach einigem guten Zureden stimmte er sogar gnädigerweise zu, dass Papa auch an dem Abend teilnehmen darf. So haben wir also gemütlich Pizza gegessen, gemütlich gequatscht und gemütlich vorgelesen. Tim ist glücklich, dass sich alles um ihn gedreht hat, und deshalb ist es auch gar nicht so schlimm, dass wir das Spiel, das ich extra aus der Bücherei ausgeliehen hatte, nicht mehr geschafft haben. Da darf morgen dann sogar Julia wieder mitmachen.

... und ich werde jetzt den Abend in gemütlichem Bügeln ausklingen lassen.