Kaiserliche News

Wir waren gestern in der Oper. Es war schon faszinierend zu sehen, mit welchen modernen Rafinessen solch eine Aufführung mittlerweile begleitet wird. Da auf italienisch gesungen wurde, kamen wir in den Genuss von Übertiteln. Eigentlich hätte ich auf diese Titel gerne verzichtet, weil sie eher ablenken und die Handlung einer Oper nun wirklich nicht so undurchschaubar ist (komplizierte Dreiergeschichte, unglückliche Liebe, und am Schluss sterben die Hauptpersonen). Aber spannend war es doch. Die vielen geschickt plazierten Tippfehler sollten vermutlich die Unzulänglichkeiten des menschlichen Charakter andeuten, während der verquere Satzbau die Heimatlosigkeit Aidas untermauerte. Als sich die Lage allzu dramatisch zuspitzte, bekamen wir kurz das Hilfemenü zu sehen, und der leuchtende Mauszeiger im Abendhimmel des ersten Aktes war offensichtlich ein Hinweis auf die ferne Heimat. Passend zu diesem technischen Overkill habe ich kurz nach der Ouvertüre versucht, per SMS bei Ebay einen Wasserhahn zu ersteigern. Aber das war für eine Oper, die in der Wüste spielt, dann wohl doch nicht das Passende.

Gestern Mittag im Radio: Eine Frau wünscht sich das Lied "All you Zombies" von den Hooters und grüßt damit ihre Eltern. Also das hätte ich mich nicht getraut!

Tim war heute mit der Klasse auf einem Bauernhof. Der Ausflug hat ihn ungemein beeindruckt, und er hat viel erzählt. Ich war auch beeindruckt, als Tim mir fünf verschiedene Kartoffelsorten aufzählen konnte und wusste was ein Vollernter ist. Aber am faszinierendsten war, dass Tim mir den Gesichtsausdruck jeder einzelnen Kuh perfekt vormachen konnte.

Wer sagt denn, dass nur Kindermund lustig ist?! Christians Mund kann das auch - zumindest gestern, als er Tim erklärte, wie sie Pantoffeltierchen anschauen könnten: "Wir gehen zum Teich, holen ein wenig Wasser, machen einen Tropfen auf eine Glasscheibe und halten ihn unters Mikrofon." Ich freue mich jetzt schon darauf, die Pantoffeltierchen singen zu hören!

Julia hat zum Geburtstag von Oma und Opa ein Handy bekommen, was ich sehr nett und großzügig aber trotzdem überflüssig fand. Naja, sagen wir es mal so: Von mir hätte sie keins bekommen. Auch weiterhin fragte ich mich, wozu sie das Dings denn braucht, bis sie diese Woche mittags nach der Schule anrief, um mir mitzuteilen, dass sie ihren Fahrradschlüssel verloren hat. Ich seufzste, fluchte eindringlich, schaltete den Herd mit dem halbfertigen Essen ab, telefonierte herum, um Tim mitsamt Freund unterzubringen, und wollte gerade mit dem Rad lossausen, als die Entwarnung kam: Der Schlüssel war wieder aufgetaucht! Jetzt weiß ich also, wozu sie das Handy braucht, denn mir wäre die ganze schöne Aufregung entgangen, und ich hätte jetzt gar nichts zu schreiben ...

Damit die Experimente-AG zum Thema Strom steigen kann, wollte ich heute LEDs kaufen. Dazu bereitete ich mich perfekt vor, indem ich Namen, Stromstärke und Spannung der Teile ermittelte und auswendig lernte und suchte dann ein Elektronikbauteilefachgeschäft auf. Obwohl ich als Frau eindeutig zu erkennen war, wurde ich gleich bedient und trug mein Anliegen so professionell vor als ginge es um ein halbes Pfund Bierschinken. Auf meine Frage nach "Low-Current-LEDs" erntete ich allerdings nur ein mitleidiges Augenbrauenheben und die Frage: "Und welche wollen sie?" Da ich leider nur den ersten Satz aber keine möglichen weiteren Kommunikationssequenzen vorbereitet hatte und allenfalls noch die Frage nach der Farbe hätte beantworten können, antwortete ich recht lahm: "Na, ganz normale LEDs halt." Da wuchs der Verkäufer um einige Zentimeter und erklärte mir streng: "Wir haben vier verschiedene Größen." Meine Güte, früher versuchten die Männer die Frauen aber durch andere Dinge zu beeindrucken! Naja, ich bestellte vorsichtshalber die kleinsten in der Hoffnung, dass wir sie trotzdem ohne Lupe sehen können und sie sich vielleicht als die billigsten entpuppen. Sie waren billig genug, und als ich dann noch eine 4,5-Volt-Flachbatterie mit Laschen anforderte, erkannte der Verkäufer erleichtert: "Ach, die für die Schule?!" Somit hatte er erkannt, dass ich die LEDs offensichtlich nur für schulische Zwecke brauchte und mich nicht in echten Elektronikmännerkram einmischen wollte und wünschte mir sogar noch einen schönen Tag.

Also, die nächsten LEDs lasse ich Christian wieder bei Conrad bestellen!

Nachdem wir kürzlich in der Zeitung lasen, dass man durch Jogging älter wird, haben wir das heute ausprobiert. Und tatsächlich: Wir sahen echt alt aus. Aber immerhin haben wir 3800 m am Stück geschafft, wobei uns Tim vom Fahrrad aus mächtig angefeuert hat. Frustrierend fand ich, dass Christians Puls nach dem Endspurt bei 130 lag, meiner bei 180. Aber die Beine tun alle vier gleichmäßig weh.

Da wir die Hoffnung auf Schnee mittlerweile aufgegeben haben und da die milde Witterung anzuhalten scheint, habe ich heute wagemutig den Kinderschneeschieber in den Keller geräumt. Sollte es also nächste Woche zu Schneeeinbrüchen kommen, so bin ich dafür verantwortlich.

Tim schreibt als Deutschhausaufgabe Wörter aus dem Buch ab. Bei Birnenkompott fehlt in seinem Heft ein "t", worauf ich ihn möglichst diplomatisch hinweisen möchte. Um seinen Blick nochmals auf das Buch zu lenken, frage ich unschuldig: "Steht denn 'Birnenkompott' nur mit einem 't' da?" Tim, der offensichtlich andere Referenzen hat, blickt kurz auf sein Heft, antwortet mit einem überzeugten "Ja!" und fährt mit seinen Hausaufgaben fort. Da werde ich mir wohl einen größeren Zaunpfahl kaufen müssen.

Für drei Wochen Campingurlaub zu packen, ist nicht so einfach, wenn man nicht gerade mit zwei Anhängern oder einem 30-Personen-Bus verreist. Bei jedem Teil muss genau überlegt werden, ob man es wirklich braucht und ob es das vielleicht auch noch in kleinerer und leichterer Ausführung gibt. Die Kinder haben das eine Weile beobachtet, und nachdem Julia erfuhr, dass sie mit uns allen das Duschzeug, mit Tim die Schere und mit mir die Zahnpasta teilen muss, schwante ihr langsam die Problematik. Besorgt fragte sie: "Mama, aber die Zahnbürste muss ich nicht mit dir teilen?"

Na, mal schauen, ob wir nicht noch eine weitere Zahnbürste im Gepäck unterbringen.

Tim hat heute lange und ausführlich mit Christian geskyped. Seine Texte sind schon recht gut und immer lesbar, aber durch seine natürliche, noch ungezwungene Rechtschreibung immer sehr unterhaltsam. Christian musste sich ein Grinsen verkneifen, als Tim ihn heute Abend fragte: "Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich einmal ein 'n' vergessen habe?"

Wir überlegen, ob wir Tim in Dagobert umbenennen sollen. Er hat heute ca. 12-mal sein Geld gezählt und Christian so lange bearbeitet, bis er seine Sparbüchse aufgebrochen und Tim erlaubt hat, einen Teil des Geldes in sein Portemonnaie zu räumen. Für den Geldpool reicht es trotzdem noch nicht ganz, aber vielleicht kann Tim ja mal mit einer Waschschüssel beginnen. Wobei - eigentlich mag er ja viel lieber Scheine, weshalb ich meine Handtasche nun nur noch mit Hilfe eines Flaschenzugs anheben kann.

Gestern Abend waren wir gemütlich in trauter Zweisamkeit essen. Als wir die Rechnung verlangten, fragte der Kellner doch tatsächlich, ob wir gemeinsam zahlen wollen. Das ist uns ja seit über 15 Jahren nicht mehr passiert! Ich dachte, wir sehen inzwischen sowas von verheiratet aus ... Christian bezweifelte aber, dass wir wie ein Liebespärchen aussahen, denn sonst er hätte er wohl die Rechnung alleine bekommen. So musste aber natürlich mal wieder ich alles bezahlen. Spätestens da haben sich dann wohl die knapp 14 Jahre Ehe gezeigt.

Hab wieder experimentiert ... mit Kongorot (so ein Farbstoff) ... hat halbwegs funktioniert ... weiß noch nicht, ob ich es mit den Kindern mache ... habe wirklich weniger als ein Gramm von dem Zeugs verwendet! ... habe die Schüsseln danach in die Spülmaschine gestellt ........

UND JETZT IST MEINE SPÜLMASCHINE INNEN ROSA!!!

... habe ich das verdient???

Da war ich wohl ein wenig übereifrig. Eigentlich wollte ich bloß bei Julia kurz durchsaugen. Dann sah ich den Dreck aus dem Vogelkäfig auf dem Schreibtisch. Also habe ich mit dem Rohr dort kurz abgesaugt. Tja, und dann sah ich das viele Streu auf der Tastatur ...... Naja, die Caps-Lock-Taste ist eigentlich sowieso völlig überflüssig, finde ich. Wer braucht die schon? Christian war anderer Meinung. Toll, was sich alles im Staubsaugerbeutel fand: mehrere Playmobilteile, eine Kette von Julia, mehrere Luftballons, eine Schirmhülle - und sogar die Caps-Lock-Taste. Tim war übrigens total fasziniert und kaum mehr vom Beutel zu trennen. Der nächste Kindergeburtstag ist also gerettet.